Auf ein Neues

Jeder Feiertagsmarathon geht einmal zu Ende. Weihnachten und Silvester und Neujahr sind in meinen Augen der längste Marathon dieser Art. Und wir sind alle, so hoffe ich doch, gesund und munter im neuen Jahr gelandet.

Meine Silvesterparty verlief, wie erwartet, ruhig. Ich war allein zu Hause. Nur mein Fernseher und ich begrüßten das neue Jahre. Zum Anstoßen um Mitternacht mit mir selbst hatte ich ein Piccolöchen bereitgestellt. Silvester hatte in diesem Jahr für mich was von Alltag, wenn die Knallerei nicht gewesen wäre. Manche Böller waren so laut, dass mir vor Schreck das Handy aus der Hand fiel. Sicher wieder die Polenböller? Mein Gott, wie viel Geld wurde wieder mal in die Luft geschossen. Wenn ich die privaten Feuerwerke vor meine Tür erlebe, bekommt die Satz „Geld verbrennen“ ein klares Bild. Nun gut, ich habe dafür kein Geld ausgegeben.

Nachdem ich Silvester an mir solala vorbeirauschen ließ, wollte ich doch nicht ganz auf das Besondere zum Jahresweichsel verzichten. In Warnemünde findet ja alljährlich ein spektakuläres Neujahrsevent statt, das „Turmleuchten“. Ich finde es immer beeindruckend, was die Hanse Eventagentur so auf die Beine stellt, damit der Zuschauer binnen kurzer Zeit seinen Alltag ausblenden kann. „Nur“ 30 Min Show und ich zehre ein ganzes Jahr davon.

In diesem Jahr hatte ich keine Begleitung und ich musste deshalb zu Hause schwer mit meinem Schweinehund ringen. Das Wetter war auch nicht zum Besten, denn es wurde Regen angesagt. Es gab 1000 Gründe, das größte europäische Neujahrsevent an mir vorbeisausen zu lassen. Aber ich riss mich dann doch beherzt von meiner Couch los und verließ meine Komfortzone, zog mich wetterfest an und stieg in den Bus, später in die S-Bahn, die dann ja auch proppevoll war.

Wer ganz vorn stehen möchte, muss erfahrungsgemäß 1, 5 Std. Wartezeit im Vorfeld schon in Kauf nehmen. Aber was sind schon 90 Minuten Wartezeit. Doch bei Regen war das dann doch eine kleine Herausforderung. Ich stand also 90 Minuten auf der Stelle und im Regen. Vor mir spannte eine Zuschauerin ihren Schirm auf und damit verschwand auch fast der Ausblick auf den Leuchtturm.

Ich hatte mir statt Schirm ein Regencape übergeworfen und verschwand für den Rest der Wartezeit unter der Kapuze.

Aber Petrus hatte dann doch erbarmen und pünktlich zu Beginn – 18.00 Uhr – den Regen abgestellt. Alle um mich herum klappten ihre Schirme zusammen, zückten ihre Handys und nahmen auf, was das Zeug hält. Ich natürlich auch, aber auch nicht ganz ohne mich zu fragen, ob man solch ein Event nicht besser genießen kann, wenn man nicht permanent Aufnahmen macht. Aufnahmen, die man sich später eh kaum ansieht. Ein- oder zweimal vielleicht? Das war´s dann auch schon.

Aber Bilder können das nicht wiedergeben, was ich Vorort dabei erlebe oder besser gesagt, wie ich Licht-, Laser-, Feuer- und Musikspektakel erlebe. Viele positive Emotionen stiegen in mir auf. Grade im Hinblick auf die schlechten Nachrichten, wie sie täglich auf uns einprasseln, ist es wichtig – zumindest für mich – dass ich trotzdem an das Gute Menschen glaube und die Zuversicht nicht verliere, dass doch noch alles gut werden wird. Diese und ähnlich emotionalen Gedanken durchströmten mich.

Angefüllt mich positiven Emotionen, die meiner Hoffnung immer wieder neuen Auftrieb und Mut geben, verließ ich den Platz vor dem Leuchtturm. Das regenfreie Wetter hat bis zum Ende der Veranstaltung durchgehalten. Ich schob mich mit den Massen Richtung S-Bahn und auf dem Weg dorthin setzte der Regen wieder ein. Petrus wollte uns den Spaß nicht verderben. Die Polizei war nicht nur für die Sicherheit da, sondern sie regelte auch der Rückzug der Menschenmassen vorbildlich und RuckiZucki war ich ohne Zwischenfall schon auf dem Heimweg.

Damals und heute

Es weihnachtet sehr. Eigentlich habe ich den Sommer noch in den Knochen. Gut, die Herbststimmung hat sich auch allmählich dazu gesellt. Aber Winter und Weihnachten? Naja, das sehe ich noch in weiter Ferne, obwohl die festlichen Tage schon ganz nah sind.

Seid wir uns als Familie nicht mehr im Elternhaus treffen um gemeinsame Weihnachtstage verbringen, haben diese Festtage nicht mehr den Zauber von damals. Ich liebte es über alles, im Elternhaus mit den Eltern, Geschwister, deren Partner und Kinder an diesen Tagen zusammen zu sein. Am Ende saßen über 20 Personen an heilig Abend zusammen. Mit allen drum und dran war es auch etwas stressig. Nicht nur für meine Eltern, sondern auch für uns alle.

Trotzdem, durch diese Tage trug mich immer eine gewisse kindliche Lebendigkeit, die den späteren Erholungseffekt für mich ausmachte. Mit der bunten Familie zusammen zu sein, war für mich immer das größte. Unsere Eltern nahmen mit ihrem Tod die turbulenten Weihnachtstage mit auf die andere Seite, hinter dem Regenbogen. Für uns blieb die Erinnerung, von der wir Kinder heute noch zehren und unseren Enkeln erzählen.

Heute hat jeder seine eigene Familie und einen Sack voller Kinder und Enkelkinder😀😀. Ich lasse die Weihnachtstage ruhig angehen, bleibe in Rostock und lasse mich von den Enkeln besuchen. In 4 Wochen ist Weihnachten schon wieder Geschichte. Um in weihnachtliche Stimmung zu kommen, flaniere ich über den Weihnachtsmarkt von Rostock, der ab heute seine Tore öffnet.

Riesenrad am neuen Markt

Der Rostocker Weihnachtsmarkt ist der größte im norddeutschen Raum, denn es bringen sich neben den zahlreichen Weihnachtsbuden auch jede Menge Schausteller mit ihren Attraktionen mit ein. Es ist also für jeden etwas dabei. Für den, der es Besinnlich mag, aber auch für die, die es lieber trubelig mögen.

Ausgebremster Spaß

Dieses Jahr fand in Rostock wieder die Lichtwoche statt. In letzten Jahr fiel sie ja wegen Stromsparmaßnahmen aus. Die Lichtwoche ist ein buntes Lichtspektakel, das uns die Dunkelheit etwas angenehmer machen kann. Gerade jetzt, wenn es früh dunkel wird.

Gestern bin ich in die Innenstadt gefahren, um mir die wunderschöne Lichtdekoration anzusehen. Besonders freute ich mich auf das Feuerwerk, das am Samstag vor der Universität Rostock stattfinden sollte. Am Freitag gab es immer eine Lasershow und am Samstag ein Feuerwerk mit emotionaler Musik und berührenden Texten. Grade diese gingen mir immer unter die Haut und ich wollte wieder berührt werden.

Hauptgebäude der Uni Rostock

Doch auf den Zauber habe ich in diesem Jahr vergeblich gewartet.

Als ich eintraf, deutet nichts darauf hin, dass er noch ein Feuerwerk geben wird. Nein, es gab nichts dergleichen. Ich war enttäuscht. Ich hatte das Gefühl, man hätte mir das Märchenbuch aus der Hand genommen, in das ich grade eintauchen wollte.

Seit der Pandemie in 2019 gab es ja keine Lichtwoche mehr und wenn, dann nur verhalten. Im letzten Jahr wurden „nur“ die historischen Gebäude der Innenstadt beleuchtet. Energie musste wegen des Putinkrieges gespart werden.

Die Geister, die ich rief..

Wieder einmal bin ich in Spanien gelandet, auf des Deutschen Lieblingsinsel, Mallorca. Am Freitagabend trafen wir ein. Unsere Vorfreude auf die nächsten 10 Tage wurden augenblicklich eingedämmt, als wir unser schon Ende letzten Jahres reserviertes Zimmer beziehen wollten. JuniorsSuite mit Meerblick.

Die Juniorsuite besteht aus zwei Räumen und hat Unterkunft für 3 Personen. Perfekt für uns drei Mädels, die regelmäßig hier her kommen und dafür die Juniorsuite mit Meerblick buchen. Was in diesem Jahr Juni wie immer war, ist im September nicht mehr aktuell und damit wurden wir überraschend konfrontiert.

Am Gesicht der jungen Dame an der Rezeption war zu erkennen, dass sie ein schwieriges Gespräch mit uns führen muss. Über den Sommer wurde wieder eine neue Regel für die Hotels an der Promenade etabliert. Das dritte Bett in der Juniorsuite darf nur mit Minderjährigen belegt werden und nicht mit älteren Damen, wie mich.

Uns stand die Sprachlosigkeit ins Gesicht geschrieben und Ratlosigkeit auf beiden Seiten. Wir standen an der Rezeption wie in Beton gemauert, denn guter Rat würde nun teuer werden, wenn einer von uns ein Doppelzimmer zusätzlich buchen muss. Diese Vorschrift wäre eine weitere Maßnahme gegen den Sauftourimus, gegen den die Insel schon seit Jahren vorgeht. „Die Insel ist erschöpft, die Menschen sind erschöpft“ erklärte die junge Frau an der Rezeption uns.

Für mich alles nachvollziehbar, aber nicht ohne mich zu fragen, warum man hier vor Ort so viele Baugenehmigungen für Hotels erteilt hat, gegen das unser Hotel wie eine Hütte aussieht. Seit gut 10 Jahre bin ich regelmäßig hier auf Mallorca und sah in dieser Zeit zahlreiche Hotels aus dem Biden schießen, die eindeutig für den Massentourismus ausgelegt sind. Ich bin mir sicher, das das keine Schwarzbauten sind. Wer, wenn nicht die Regierung der Insel, weiß, was die Insel verkraftet und das schon im Vorfeld. Weniger Hotelbetten, weniger Leute können auf die Insel. Die Geister, die ich rief, sollen nun vergrämt werden.

Aber zurück, zu dem Moment, der uns in Schrecken versetzt hat. „Sie haben im Dezember 2022 schon reserviert“ bemerkte die Kollegin an der Rezeption. Ich sah ihr an, das sie nach einem Ausweg suchte. Sie führte darauf hin ein langes Gespräch mit der Obrigkeit des Hotel. Das brauchte seine Zeit, bis wir endlich erlöst wurden.

Hotel Plays Golf – rechts oben in der Ecke unser Zimmer

„Sie dürfen einziehen. Zimmer 608“ sie lächelte entspannt und uns allen stand die Erleichterung im Gesicht geschrieben. Erschöpft bezogen wir unser vertrautes Hotelzimmer mit Meerblick. An den Mädels nagt noch immer der Begriff „Sauftourismus“. „Wir müssen uns ja nicht angesprochen fühlen“ So denke ich jedenfalls. Aber wir müssen, wie so oft im Leben, für die die Konsequenz mittragen, die sich hemmungslos und ohne Rücksicht ausleben wollen. Auch wenn wir Deutsche an diesem Strandabschnitt fast unter uns sind, bleiben wir Gast in diesem Land.

Achja, bevor wir die SchließKarten für die Zimmertür bekamen, wurde uns auf 2 Seiten – in kleiner Schrift – verfasster Maßnahmekatalog vorgelegt, mit Benimmregeln und anderen Verstößen, für die wir Unterschriften leisten mussten. Darin ist alles zusammen gefasst, was bei nüchternen Verstand unter Dummheit verbucht werden kann und so manchem schon das Leben gekostet hat, wie z. B. von Balkon zu Balkon hangeln, oder vom Balkon in den Pool springen.

Bei Verstöße drohen je nach Schweregrad hohen finanzielle Strafen, die höchste davon kann bis zu einer Höhe von 600 000 € ausfallen. Ein Milliardär zahlt das sicher aus der Portokassen, aber ob so viel Geld bei den kleinen Saufköppen zu holen ist? Schlimmstenfalls zahlt er mit dem Leben.

Doch für uns kann endlich der Urlaub beginnen